Gregor Wild
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Themen: Urheberrecht Abonnieren

Urheberrecht an Schriften?

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Erstmals veröffentlicht 03 Juli 2024 von Gregor Wild

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Schrifttypen (Fonts) die Voraussetzungen des Werkbegriffs erfüllen und urheberrechtlich geschützt sind. Die Hürden der Schutzfähigkeit für Schriften sind indessen hoch. Die Schrift «Garamond» vermittelt beispielsweise ein harmonisches Textbild und gehört weltweit zu den am meisten genutzten Schriften im Verlagsbereich. Die heutige Form von «Garamond» wurde in den 1950er Jahren vom Schriftgestalter Francesco Simoncini entwickelt, und man mag ihr ästhetischen Anspruch und Eindruck gewiss nicht absprechen. Allerdings: Die Schrift basiert auf dem vom Pariser Claude Garamond (1510-1561) erschaffenen Font. Wenn also ein Urheberrecht an der heutigen «Garamond» besteht, so könnte sie nur an den schöpferischen Zusätzen, am «Delta» also, bestehen, welche Simoncini der Urschrift von Garamond künstlerisch hinzugefügt hat. Der urheberrechtliche Grat dann aber ein sehr dünner. «Garamond» ist vielleicht ein extremes Beispiel, aber es ist doch etwas wunderlich, dass Unternehmen (hinter denen Private Equity-Gesellschaften stehen) weltweit zahlreiche Schriften «lizenzieren» und entsprechende Zahlungen erhalten möchten – ohne dass dabei die schöpferische Entwicklung bzw. der Abstand zum urheberrechtlich Gemeinfreien geklärt wäre.

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